Bücher, schnell gelesen: 1.638

Joe R. Lansdale – Moon Lake (Festa Verlag, 2022)

Gelesen: 15. –18.05.2023 (netto 450 Seiten).

Aus dem Amerikanischen von Patrick Baumann.

Ein Stand-alone Lansdale, irgendwo zwischen Mystery und Crime angesiedelt. Das sollte mich eigentlich abschrecken, aber Joe ist so ein großartiger Erzähler … da glückt ihm auch so eine Mischung.

Tief unten in Ost-Texas liegt New Long Lincoln an den Ufern des Moon Lake. Der Moon Lake ist dabei das nasse Grab von Long Lincoln, bei Niedrigwasser kann man die Häuser und Straßen erahnen.

Daniel, 13 Jahre jung, ist mit seinem Vater unterwegs. Pleite. Verlassen von der Ehefrau und Mutter.

( (c) Festa Verlag 2022)

Der Vater will dem ganzen ein Ende machen und fährt ihre Schrottkare von einer alten Brücke in den Moon Lake. Daniel überlebt und wird bei einer farbigen Familie geparkt, bis seine Tante von einer Europareise zurückkommt.

Als junger Autor kommt Daniel zurück nach New Long Lincoln, vor allem auch weil der Wagen seines Vaters dank einer lang anhaltenden Dürre auf dem Seegrund gefunden wurde. Und mehr als er will, wird er in die Geheimnisse von New Long Lincoln hineingezogen.

Ist die Leiche im Kofferraum seine Mutter? Woher kommen die anderen Leichen in den vielen anderen Autos auf dem Seegrund? Wer ist Flashlight Boy? Kann er eine normale Beziehung mit seinem Jugendschwarm Ronnie haben (die hat nämlich die falsche Hautfarbe)?

Lansdale säht ordentlich Spannung und baut eine typische humorvolle aber auch gewalttätige Story auf: Ein ewig regierender Stadtrat mit endloser Macht über die Bürger. Funken der Hoffnung. Verrat. Und ein cooler Showdown in alten und vergessenen Gängen aus der Prohibitionszeit.

Ein flottes Lesevergnügen ohne zuviel Tiefgang. Aber mit eine klaren Message: Tief unten in Ost-Texas gehen die Uhren anders, glauben die Menschen noch an die Macht der Mächtigen und die Trennung von Schwarz und Weiß.

Besonders schön: Lansdale deutet immer wieder an das übernatürliche Kräfte ihre Finger im Spiel haben, nicht umsonst wird Daniel von dem “Geist” seines Vater gequält. Aber am Ende ist alles übernatürliche schlicht und einfach Menschengemacht und es reicht den Popanz vom Tisch zu wischen (und ein paar Leute um die Ecke zu bringen).

Soundtrack dazu: Badtown Boys – Johnny Useless, was sonst?

PS: Und Joe R. Lansdale … ließt selbst:

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.439

Joe R. Lansdale - Blutiges Echo (Suhrkamp, 2015)
Joe R. Lansdale – Blutiges Echo (Suhrkamp, 2015)

Gelesen: 19. – 23.03.2020, netto 381 Seiten.

Endlich habe ich es mal wieder geschafft ein Joe R. Lansdale Buch aus meinem Rückstand zu lesen, ich muss unbedingt prüfen was mir noch fehlt.

Blutiges Echo” ist im Original von 2007 und ein modernes Buch, East Texas zur Zeit von Mobiltelefonen. Die Grundidee ist cool und fast schon Steven King like: Harry Wilkes hat als kleiner Junge eine Entzündung im Ohr und hat danach Visionen.

Irgendwann erkennt er das Muster: Er reagiert auf Geräusche, und diese Geräusche übertragen Bilder (Bildplatte anyone?). Und diese Bilder sind aus der Vergangenheit und zeigen Gewalt. Morde. Schlimme Dinge. Mit Alkohol und Umwegen versucht er sein Leben zu meistern, er geht seiner Gabe (oder  seinem Fluch) aus dem Weg.

Als seine Jugendliebe Kayla als Polizistin in seine Heimatstadt zurückkehrt versucht er seine Gabe einzusetzen um den Tod ihres Vaters zu klären. Mit seinem neuen Freund Tad, Alkoholiker und Kampfsportexperte, gerät er dabei aber an die eigentlichen Drahtzieher hinter dem angeblichen Selbstmord ihre Vaters.

Und das geht dann natürlich auf ein ordentliches Showdown zu.

Kein typisches Lansdale Buch aber eine smarte Geschichte rund um eine Fähigkeit, die ja eigentlich da ist. Geräusche speichern Daten. Geräusche können Bilder triggern.

Und das ganze im coolen Joe R. Lansdale Stil – eine perfekte und runde Geschichte. Warum Steven King? Weil das ein perfekter Film wäre!

Soundtrack dazu: Tad – Stumblin’ Man, was sonst?

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.354

Joe R. Lansdale - Bissige Biester (Golkonda Verlag, 2018)
Joe R. Lansdale – Bissige Biester (Golkonda Verlag, 2018)

Gelesen: 12. – 15.11.2018, netto 262 Seiten

Der 12te Teil der Hap&Leonard Serie, der 10te Band für mich. Echt kompliziert wenn das über die Jahre in wirrer Reihenfolge bei verschieden Verlagen raus gekommen ist. Zum Glück hat sich ja der Golkonda Verlag der Sache angenommen – da kommen sie zeitnah raus: Das Buch ist im Original von 2017, also ist eine deutsche Version in 2018 schön aktuell.

Gnadenlos wird in diesem Buch der Alltagsrassismus in den US of A seziert, allerdings auf die Hap & Leonard Art. Und da kommen sowohl die einen (korrupte weiße Cops) und auch die anderen (schwarze Drogenhändler) nicht gut weg bzw. kommen nur mit einem Schaden davon. Aber weder die rotzige Gewaltätigkeit von Hap & Leonard ist das eigentlich lustige sondern die großartigen “Nebendarsteller”, hier vor allem eine 400 Jahre alte Vampir-Zwergin. Und es sind diese kleinen Nebenrollen, die das Buch so klasse machen!

Und ein Buch in dem der Held in eine Bar pinkelt (weil der Besitzer ihm nicht erlaubt aufs Klo zu gehen) ist per se großartig!

Mehr! Mehr! Mehr!

Soundtrack dazu: Satan’s Pilgrims – Vampiro, was sonst? OK, Iron Reagan geht auch!