Gelesen: 15. –18.05.2023 (netto 450 Seiten).
Aus dem Amerikanischen von Patrick Baumann.
Ein Stand-alone Lansdale, irgendwo zwischen Mystery und Crime angesiedelt. Das sollte mich eigentlich abschrecken, aber Joe ist so ein großartiger Erzähler … da glückt ihm auch so eine Mischung.
Tief unten in Ost-Texas liegt New Long Lincoln an den Ufern des Moon Lake. Der Moon Lake ist dabei das nasse Grab von Long Lincoln, bei Niedrigwasser kann man die Häuser und Straßen erahnen.
Daniel, 13 Jahre jung, ist mit seinem Vater unterwegs. Pleite. Verlassen von der Ehefrau und Mutter.
Der Vater will dem ganzen ein Ende machen und fährt ihre Schrottkare von einer alten Brücke in den Moon Lake. Daniel überlebt und wird bei einer farbigen Familie geparkt, bis seine Tante von einer Europareise zurückkommt.
Als junger Autor kommt Daniel zurück nach New Long Lincoln, vor allem auch weil der Wagen seines Vaters dank einer lang anhaltenden Dürre auf dem Seegrund gefunden wurde. Und mehr als er will, wird er in die Geheimnisse von New Long Lincoln hineingezogen.
Ist die Leiche im Kofferraum seine Mutter? Woher kommen die anderen Leichen in den vielen anderen Autos auf dem Seegrund? Wer ist Flashlight Boy? Kann er eine normale Beziehung mit seinem Jugendschwarm Ronnie haben (die hat nämlich die falsche Hautfarbe)?
Lansdale säht ordentlich Spannung und baut eine typische humorvolle aber auch gewalttätige Story auf: Ein ewig regierender Stadtrat mit endloser Macht über die Bürger. Funken der Hoffnung. Verrat. Und ein cooler Showdown in alten und vergessenen Gängen aus der Prohibitionszeit.
Ein flottes Lesevergnügen ohne zuviel Tiefgang. Aber mit eine klaren Message: Tief unten in Ost-Texas gehen die Uhren anders, glauben die Menschen noch an die Macht der Mächtigen und die Trennung von Schwarz und Weiß.
Besonders schön: Lansdale deutet immer wieder an das übernatürliche Kräfte ihre Finger im Spiel haben, nicht umsonst wird Daniel von dem “Geist” seines Vater gequält. Aber am Ende ist alles übernatürliche schlicht und einfach Menschengemacht und es reicht den Popanz vom Tisch zu wischen (und ein paar Leute um die Ecke zu bringen).
Soundtrack dazu: Badtown Boys – Johnny Useless, was sonst?
PS: Und Joe R. Lansdale … ließt selbst: