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  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.557

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.557

    Tade Thompson – Wild Card (Suhrkamp, 2021)

    Gelesen: 05. – 11.11.2021, netto 323 Seiten

    Thomas Wörtche hat ja schon in der UT Metro Reihe des Unionsverlages einige ganz wunderbare Bücher von afrikanischen Autoren mit Spielort Afrika herausgegeben, mit Wild Card hat er jetzt auch in seiner Suhrkamp Reihe einen echten Schatz gehoben.

    Tade Thompson ist in England geboren, mit seinen Eltern im alter von 7 Jahren “zurück” nach Nigeria gegangen und dort aufgewachsen. Nach seinem Studium ist er wieder zurück nach England, wo er heute lebt und neben der Arbeit eigentlich Science Fiction Romane schreibt.

    Der Hintergrund ist wichtig, den sein hervorragender Anti-Held Weston Kogi ist auch ein Wanderer zwischen den Welten: In West-Afrika aufgewachsen ist er nach London geflüchtet, wo er als Supermarkt Security arbeitet. Seine Lieblingstante, die ihn damals nach London geschickt und damit aus Bürgerkriegswirren gerettet hat, ist verstorben und nur das bringt ihn zurück in seine Heimat.

    Ein kleine Notlüge (“Ich bin bei der Mordkommission”) bringt ihn dann aber in den Focus von lokalen Rebellengruppen: Zwei konkurrierende Rebellengruppen shanghai’en ihn und beauftragen ihn den Mord an einem im Land geschätzten Politiker zu untersuchen (und jeweils der anderen Partei in die Schuhe zu schieben).

    Ab hier ist das Buch dann vordergründig einem lustige Geschichte in der Weston Kogi von Problem zu Problem stolpert und sich irgendwie in dem ganzen Chaos durchwurschtelt. Und lernt was Gewalt ist. Und lernt wie man killt. Und tatsächlich Details rund um den Mord herausfindet.

    Im Hintergrund jedoch wechselt das Buch die Spur: Von gewalttätigen Männern, die sich und das Volk killen, hin zu Frauen, denen Gewalt angetan wurde. Unter anderem auch Westons Mutter. Und hier wird das Buch dann wirklich gut, spannend und letztendlich überraschend, ohne den smarten hard-boiled Charakter zu verlieren.

    Überraschung des Jahres bisher! Mehr davon!

    Soundtrack dazu: Big D And The Kids Table – Beautiful Way, was sonst?

    PS: Note 1+ dafür das kein neues Cover erfunden wurde. Warum aber aus “Making Wolf” (was im englischen perfekt passt) “Wild Card” wird, mmmmhhhhh, das verstehe ich nicht ganz.

    Tade Thompson – Making Wolf (Constable, 2020)

    PPS: Und Tade Thompson so?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.556

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.556

    David A. Ensminger – Punk Women (Microcosm Publishing, 2021)

    Gelesen: 03. – 04.112021, netto 182 Seiten (in Englisch, wird wohl kaum in Deutsch rauskommen)

    Für mich ein Lieblingsthema: Frauen im Punk. Schon immer fand ich Bands zB mit einer weiblichen Gesangsstimme toll (X-Ray Spex, Avengers, Nuns anyone?) und es hat mich schon immer gestört wenn vor der Bühne nur Männer “ihren” Punk ausleben.

    Das Buch ist durchgehend wie ein Fanzine gestaltet und die einzelnen Artikel haben auch ehr Fanzine Charakter. Zum einen gibt es lange Passagen über bestimmte (hauptsächlich amerikanische) Musikerinnen, zum anderen gibt es auch kurze Snippets. Diese Snippets fühlen sich ein wenig an, als ob der Autor unbedingt alle aus seiner Sicht relevanten Namen dabei haben wollte.

    Es bleibt aber sehr nah am Fanzine, er schreibt über Frauen die für ihn als Fan relevant sind. Die für mich relevanten kommen auch vor (zB. Elenor Whitledge von The Goops oder auch Lisa Kekaula von den Bell-rays). Annette Benjamin von Hans-A-Plast hat er aber glatt übersehen. Und wo ist Gaye Advert? Und warum gibt nicht wenigstens ein Snippet über Mia Zapata?

    Kurzweilig aber leider nicht tiefgehend genug. Über die breite Mecker ich ja nicht einmal, das ist eben Fan Entscheidung.

    Soundtrack dazu: X-Ray Spec – I Am A Cliche, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.555

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.555

    Ross Thomas – Keine Weitern Fragen (Alexander Verlag, 2021)

    Gelesen: 29.10. – 02.112021, netto 242 Seiten

    Neues von den Alten: Ein weiterer Philip-St. Ives Fall in der Ross Thomas Serie. Und damit zurück zu 1976.

    Philip St. Ives ist ja von Beruf Mittelsmann, insofern laviert er sich durchs Leben und nimmt Geld mit, wenn es denn in seinen Schoß fällt.

    In NYC lebt er in einem runtergekommenen Apartment, aus dem er rausfliegen soll. Seine Freundin würde gerne sehen das er bei ihr einzieht, er aber würde gerne mit aller Freiheit ungebunden durchs Leben ziehen.

    Also stürzt er sich in einen Vermittlungsauftrag rund um eine altes und extrem teures Buch. Dieser Auftrag führt ihn dann weit weg von NYC, über DC landet er in LA und hat zum einen eine fiese kleine Betrugsgeschichte zu klären als auch eine neue Liebschaft, die ihn allerdings auch einfangen will.

    Aber das geht mit ihm gar nicht. Ihn interessiert nur das er a) am Leben geblieben ist, b) 75k$ als Provision kassiert hat und c) der Aufwand mit einer Woche in einem guten Verhältnis zum Einkommen steht. Ein echte Vorbild!

    Wie immer bei den Ross Thomas Büchern herrlich aus der Zeit gefallen und den 70er gerecht werdend mit einem Schuss Gewalt und explizitem Sex. Mir gefällt das immer wieder gut.

    Soundtrack dazu: Surf Punks – Punched Out At Malibu, was sonst?