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  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.573

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.573

    Mike Nicol – Das Schlupfloch (btb, 2021)

    Gelesen: 20.02. – 06.03.2022 (netto 505 Seiten)

    Unter normalen Umständen wäre dieses Buch ein schnelles Lesevergnügen gewesen, da ich aber bei der Arbeit auch von dem Krieg gegen die Ukraine betroffen bin und damit viele Sorgen bei meinen Kollegen in der Ukraine sind, bin ich langsamer als sonst durch diese Vicky Kahn / Fish Pescado Geschichte gekommen.

    Mike Nicol konzentriert sich ja auf die realen Abgründe der Südafrikanischen Gesellschaft – Mord, Korruption und der ganze Rest. In diesem Buch bekommt er vor allem einen ruhigen, fast sanften, Aufbau der Geschichte hin.

    Gleich mehrere Stränge kommen erst nicht so richtig voran, die Überschneidungen scheinen zufällig … aber dann nimmt das große Bild Fahrt auf um eine ganz wunderbare Geschichte über einen Deal in Sachen “Privatisierung der Müllentsorgung” zu erzählen:

    Privatisiert werden sollen hier vor allem Gewinne, am besten bevor überhaupt echte Arbeit passiert. Alle wollen ihren Anteil an dem Deal, inklusive der CIA (die alte Verbindungen hatte und diese kappen musste, hier hilft es das vorherige Buch gelesen zu haben), und am besten “vorab Prozente”.

    Und so wird aus einer Korruptionsgeschichte im letzten Fünftel eine blutige Angelegenheit als Liebe, Hass und Geschäft miteinander kollidieren. Und da wird das Buch nahezu perfekt, da nur ein kleines Teil des Puzzles aus dem Rahmen fällt und damit Gleichgewicht der Macht zerstört. Blutig zerstört.

    Ich mag die Welt die Mike Nicol da in seiner Kapstadt-Reihe zaubert: Geheimagenten, Polizei, Detektive und immer die Suche nach Geschäften, die Geld abwerfen. Und mittendrin … die Verlierer. Die kommen in diesem Buch eigentlich garnicht vor, das ist vieleicht die einzige Schwäche.

    Der Cliffhänger ist übrigens auch blutig, da kommt noch mehr…

    Soundtrack dazu: Mad Professor – Riot In Capetown, was sonst?

    PS: Food for thought….

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.572

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.572

    Denise Mina – Totstück (Ariadne, 2021)

    Gelesen: 10. – 19.02.2022, netto 308 Seiten

    Es sind “nur” 308 Seiten zu lesen aber dieses Buch ist schwer wie Blei und gefühlt sind es 500 Seiten. Und das liegt in erste Linie daran, das die Story Gewicht hat.

    Und das nicht nur weil sie geschickt mit Klassenunterschieden spielt sondernm weil es – stark destiliert – eine weibliche hard-boiled Story ist.

    Margo ist Ärztin in Glasgow, hat viel gesehen und erlebt. Aber irgendwas fehlt und dafür such sie ihre leiblichen Eltern. Und stolpert in eine schmutzige Geschichte und einen Serienmörder. Und lernt so ihre Familie kennen.

    Und ab da biegt Denise Mina aber sowas von elegant vom vorhersehbaren Krimi ab: Margo entpuppt sich als weniger stark als sie dachte, ihre Mutter entpuppt sich als Teenie-Junkie Hure, die abgeschlachtet wurde und ihre Tante als Ex-Junkie, der Rache will. Und das alles vor dem Hintergrund einer festgefügten männlichen Sicht von Öffentlichkeit, Polizei und Presse auf tote Nutten (die niemanden interessierten – so lange sie aus der Gosse kamen).

    Glasgow in den 80ern, mal wieder ganz unten: Heroin, Mord – das volle Programme.

    Margo versucht über Wasser zu bleiben, versucht das richtige nach den gültigen Verhaltensweisen zu machen, nur um immer wieder zu verlieren. Dem Rollenbild entsprechend. In quasi Echtzeit rast die Geschichte auf ihr Ende zu …

    … um dieses dann mit einem schönen hard-boiled Knall zu setzen.

    Eine großartige Geschichte, schwer und mit viel Spannung – vor allem wegen dem fast dauerhaften Scheitern von Margo.

    Soundtrack dazu: Panic – Her Family’s On Drugs, was sonst?

    PS: Und Denise Mina so?

    Und Glasgow in den 80ern?

    https://www.youtube.com/watch?v=QDQWz2WYqJM
  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.571

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.571

    Mick Herron – Spook Street (Diogenes, 2021)

    Gelesen: 04. – 09.02.2022, netto 446 Seiten

    Der vierte Teil der Serie um die abgesägten Geheimdienstler. Diesmal geht der Bogen weit zurück in den Kalten Krieg und die Story kommt mit einem enormen Tempo daher. On Top gibt es den Wortwitz und die Situationskomik, die die Bücher von Mick Herron tatsächlich zu einem flottem Lesevergnügen macht.

    Der Kern der Story bleibt dabei ein perfekter Startpunkt: Geheimdienstler die entweder im aktiven Dienst katastrophale Fehlentscheidungen mit katastrophalen Konsequenzen (Zerstörung, Menschenleben) getroffen haben oder aber sich katastrophal in Alkohol, Drogen oder sonstige Abhängigkeiten begeben haben werden nicht einfach freigesetzt, sondern in ein katastrophales Abklingbecken versetzt (das unter einer Führung steht, die ebenfalls als politisch unkorrekte menschliche Katastrophe daherkommt).

    Während Polizei und Geheimdienst noch nach den Terroristen suchen, die einen Flashmob in einem Einkaufzentrum mit einer Selbstmordbombe in eine blutige Masse verwandelt habe stolpern die Versager am Rande der Geschichte rum (und stolpern dabei in die richtige Richtung, was sonst).

    Und klar, die Sympathischen in dem ganzen Chaos sind die Versager. Sind die Abgehalfterten. Jeder wurschtelt zwar für sich selbst dahin aber schon bald ist zu sehen, das sie ein spannendes Stück Kalter Krieg am Wickel haben.

    Schöne Geschichte, mit Witz, Tempo und Leichen. Und jede Figur ist mit viel Liebe und absolut realistisch gezeichnet. Klasse Stoff!

    Soundtrack dazu: Angelic Upstarts – Five Flew Over the Cuckoo’s Nest, was sonst?

    PS; Und Mick Herron so?