James Lee Burke – Eine Zelle Für Clete (Pendragon, 2022)
Gelesen: 21. – 24.05. (netto 536 Seiten)
#18 von 23, es bleibt einfach eine der coolsten Krimiserien, deren Bücher von 1987 bis 2020 erschienen sind.
In Eine Zelle Für Clete gibt es wieder alle Hände voll zu tun für Dave Robicheaux: Seine Tochter ist mit einem Sohn des lokalen Geldadels zusammen (und damit bei Leuten die Dave zutiefst verabscheut), sein Kumpel Clete landet in einer Zelle weil er einen Zuhälter vertrimmt hat (der später noch erschossen wird) und eine Serie von Morden an jungen Frauen scheint irgendwie zusammenzuhängen.
Und zu allen Wiederständen kommen dann noch Profis von außerhalb, die Blut und Opfer verschwinden lassen. Und Dave wie einen Trottel aussehen lassen. Die Story ist diesmal weniger tief aber dafür sehr spannend. Und mit einem ehr schrägen Element: Dave hat Flashbacks, entweder wg. Vietnam oder wg. jahrelangem Alkoholmissbrauchs.
Die Lösung kommt dann umso brutaler und am Ende muss Dave seine Tochter retten, gibt es mehr Leichen als sonst in einem Dave Robicheaux Krimi und Dave und Clete kommen nur ganz knapp mit dem Leben davon.
Da hab ich mal wieder Thomas Wörtche vertraut – wenn er weitere Bücher von Candice Fox herausbringt, dann hat zwischendrin einfach was zwischen mir und einem Buch nicht gepasst.
Und ich wurde nicht – überhaupt nicht – enttäuscht. Das Buch ist ein großartiges Road Movie ala Dr. Kimble auf der Flucht, nur viel besser. Weil mehr Pulp. Mehr Blut. Und mehr Überraschung.
Mit einem klitzekleinen Kniff verschafft sich Candice Fox dabei quasi einen Freibrief: Aus einem Hochsicherheitsgefängnis in der Wüste von Nevada brechen alle Gefangenen aus, ohne Gegenwehr (die Story hierfür ist zwar dünn aber ohne die Idee funktioniert der Rest nicht). Und dann? Dann zündet Candice Fox ein echtes Feuerwerk!
600 prisoners escaping justice.
And one hunting it.
(Untertitel des Originals, siehe Cover unten)
Wenn wir mal über den Umstand hinwegsehen das in der deutschen Version 606 Häftlinge ausbrechen (und der Untertitel verhunzt wurde), dann gibt es einen coolen Road Movie:
Der Großteil der Ausbrecher wird schnell gefasst, bringt sich gegenseitig um oder kehrt mehr oder weniger freiwillig zurück. Einer – der, der das ganze organisiert hat – bekommt Unterstützung und will sein großes Ding landen (ein übler weißer Supremacist). Einer hängt sich an einen anderen, der clever erscheint.
Und der Clevere – John Kradle – , der hat einen Plan: Ab in die Wüste, hin zu einem Flugplatz und ab nach Hause. Über die Straßensperren hinweg. Er würde nämlich gerne beweisen, das er kein Mörder ist. Und auf ihn hat es Celine Osbourne abgesehen, sie lag nämlich ewig im Clinch mit ihm. Als Aufseherin im Todestrakt. Dazu kommt dann noch das FBI, die US Marshals und und und…
… Celine ist die einzige die spürt, das John Kradle anders als die anderen ist. Sie bleibt ihm auf der Spur. Am Ende kommt es zu mehr als einem Showdown, mehr als einem überraschenden Opfer und ordentlich Blut. Und das ganze wunderbar humorvoll dargebracht. Mit dem richtigen Schuss Brutalität. Gaaaanz lakonisch.
Eine durch und durch großartige Geschichte, gebt sie Quentin Tarantino zum verfilmen.
Ein Geschichtsbuch, kein Krimi. Aber eines von der überraschenden Sorte: Eine komplett erfundene Story die links, rechts, oben und unten mit realen Personen, echten Ereignissen und der Wirklichkeit unterfüttert ist.
Wenn ich Bücher kaufe, dann entweder weil ich dem Verlag blind vertraue, dem Lektor blind vertraue, der Übersetzerin blind vertraue oder aber an dem Cover irgendwas den Trigger auslöst das Buch in die Hand zu nehmen.
Und dann schlage ich das mittendrin auf und lese genau eine Seite. Und wenn der flow mir gefällt kaufe ich das.
So ist das hier passiert, Cover, interessantes Thema und passender flow.
Andreas Pflüger hat sich mit vielen Details mühe gegeben, so auch mit dem Titel: Ritchie Girl referenziert Fort Ritchie (ein Ausbildungslager für den Militärgeheimdienst) und ist ein Wortspiel für die Protagonistin Paula Bloom (die tatsächlich ein Rich Girl im Vorkriegsdeutschland war).
Wer sich darauf einlässt und neben dem Buch ein Tablet zur Hand hat, kann in fast jedem Absatz den Realbezug validieren: Vom SS Mann in Mailand von 1943, der von geheimen Verhandlungen mit US Geheimdiensten schwadroniert, bis hin zu den Bossen von IG Farben und den Nürnberger Prozessen.
Paula, aufgrund ihrer Deutschkenntnisse in den Krieg nach Europa zurückgeschickt, nimmt uns dabei mit durch die Endphase des Krieges und bis in die Amerikanische Besatzung. Die Geschichte ist spannend konstruiert und zeigt relativ schonungslos das der Krieg eigentlich immer das schlechte hervorbingt.
Spannende Geschichte, gut zu lesen. Eine gewisse Sicherheit bezüglich historischer Fakten rund um den 2ten Weltkrieg solle aber mit an Bord sein – wenn nicht wird das ganze zum Lehrbuch und der Unterhaltungswert dürfte sinken.