Category: Bücher

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 886

    Bücher, schnell gelesen: Teil 886

    David Simon - Homicide (Kunstmann, 2011)
    David Simon – Homicide (Kunstmann, 2011)

    Gelesen: 03.01. – 25.01.2012 (Zeit nicht genommen), netto 790 Seiten plus 29 Seiten Anhang.

    Ein großartiges Buch, schon 1991 erschienen aber erst mit der Neuauflage 2006 offensichtlich für den Deutschen Markt interessant geworden. “True-Crime” wird das wohl genannt – es ist schlicht und einfach die detaillierte Beobachtung eines Polizeireporters, der ein Jahr in der Mordkommission von Baltimore im wahrsten Sinne des Wortes “gesessen” hat (heute wird das wohl “embedded” genannt).

    Das Pensum: 234 Morde in einem Jahr. Die Aufklärungsraten so um die 70%. Die Stadt: Am Verfallen. Wer hier aufmerksam mitliest wird a) über die meisten TV-Polizeiserien lachen und b) die harte Realität im die Ohren gehauen bekommen. Realität ist dabei im Baltimore der beginnenden 90er Drogen, Drogenmorde, wirtschaftliche Rassentrennung und eigentlich alles üble was man sich so aus der Ferne vorstellen kann u.a. das die Stadtpolitik eigentlich die Statistik bestimmt.

    Mit ruhiger, distanzierter Beobachtung und lakonischer, faktischer Sprache schafft es David Simon ein absolut plastisches Bild der Arbeit der Mordkommission zu schaffen und die Detektives und ihre Bosse mit all ihren Stärken und Schwächen darzustellen. Dazu gibt es – durch die Bank – interessante “Fälle” bei denen der Leser der Aufklärung beiwohnen kann.

    Wie alles, was lakonisch die blutige Realität beschreibt, großartig. Soundtrack dazu: The God Awfulls.

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 885

    Bücher, schnell gelesen: Teil 885

    Josh Bazell - Einmal durch die Hölle und zurück (S. Fischer Verlage, 2011)
    Josh Bazell – Einmal durch die Hölle und zurück (S. Fischer Verlage, 2011)

    Gelesen: 02.01. – 03.01.2012 (Zeit nicht genommen), netto 341 Seiten plus 56 Seiten Anhang.

    Josh Bazell hatte 2010 mit “Schneller als der Tod” ein echtes Kracher-Debüt hingelegt. Auch wenn es vom Verlag mit einem elendigen Klappentext avisiert wurde (“…als hätte Tarantino bei “Dr. House” Regie geführt”) war es schon ein starkes Stück: großartige und scharfsinnige Dialoge, kleine Witze hier und da und eine spannende Story, dazu vereinzelt Fußnoten (das gibt Extrapunkte bei mir!).

    Das ganze hat er mit dem Nachfolger (zeitlich und inhaltlich) weiter- und fortgeführt. Mafia Killer Pietro ist immer noch auch der Flucht vor der Mafia und rutscht aus seinem letzten Fluchtjob (Kreuzfahrtschiffarzt) in eine großartige Gaunerkomodie. Diese entfaltet sich vor dem Hintergrund des den Bach runtergehenden ländlichen Minnesota’s. Die wunderschöne Natur durchsetzt mit Meth-Farmen und bösen Jungs. Doch im Laufe des Buches tritt die Gaunerkomödie nach hinten und Josh feuert aus allen Rohren gegen Sarah Palin (wird mit einem Auftritt bedacht), Kreationisten und Klimaerwährmungsignoranten. Das ganze gipfelt im Anhang, der die ganze wiederwärtige Mischpoke der REP und DEM in den US of A nochmal auseinanderpflückt. Dazu Berge von Fußnoten, im Krimi und auch im Anhang. Lesen galore!

    Da ist es wenig überraschend das der Autor in NY und in Barcelona wohnt. Ist das auch ein Grund warum es zuerst in D und erst 2012 in US erscheint? Mmmhhh? Soundtrack: Me First and The Gimmie Gimmies!

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 884

    Bücher, schnell gelesen: Teil 884

    Rocko Schamoni - Der Tag der geschlossenen Tür (Piper Verlag, 2011)
    Rocko Schamoni – Der Tag der geschlossenen Tür (Piper Verlag, 2011)

    Gelesen: 27.12. – 01.01.2012 (Zeit nicht genommen), netto 254 Seiten.

    Kein Krimi, sondern die Fortsetzung von “Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“,  eine kurzweilige Ansammlung von ziemlich genauen und teilweise auch ätzenden Beobachtungen über das Leben in Hamburg. Am Besten immer dann, wenn über die wirklich nervigen dinge der Stadt hergezogen wird, u.a. so ein Scheiß wie Schlagermove oder Motorrad-Gottesdienst.

    Auf jeden Fall darf Protagonist Michael Sonntag die Liebe erfahren, die unbeantwortete Liebe erleiden und uns seine putzigen Spielkameraden vorführen. Perfekter Lesestoff für Hamburger, vor allem wenn  sie eine ähnliche Sozialisation wie Rocko Schamoni hinter sich haben.

    Passt vor allem, wenn grad mal keine Zeit für stringentes Lesen ist – der Leserhythmus passt trotzdem. Soundtrack: Wirtschaftswunder.