Category: Bücher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.716

    Bücher, schnell gelesen: 1.716

    James O’Brian – How They Broke Britain (WH Allen, 2023)

    Gelesen: 07. – 19.07.2024 (netto 349 Seiten)

    Auf Englisch gelesen, ob das jeh in Deutsch erscheint? Und auf Deutsch funktioniert? Mhhhh…

    Bühne frei für die Bösewichte:

    Rupert Murdoch, Paul Dacre und Andrew Neil repräsentieren die Presse;

    Nigel Farage, David Cameron, Jeremy Corbyn, Boris Johnson und Liz Truss die Politiker;

    Matthew Elliott und Dominic Cummings sind die Vote Leave Beigabe.

    Und mit allen hat James O’Brian ein ziemliches Hühnchen zu rupfen, denn alle haben willentlich das Post-Thatcher England mit dem Austerity Programme und dem Brexit sowas von kaputt gemacht – ohne dafür in irgendeiner Art und Weise verantwortlich gemacht zu werden.

    Das “warum” zerpflückt James O’Brian ziemlich genau, referenziert dabei endlos viele Quellen und bedient sich dabei bei anderen Journalisten (was irgendwie hinten runter fällt).

    Sein Setting:

    ( (c) WH Allen 2023)

    Und dann geht es in viele Details über das Was, das Wie und zum Teil auch das Warum. Und – für einen Außenstehenden das spannendste – Wer macht da eigentlich mit Wem rum. Wer versorgt Wen mit Jobs.

    Am Ende bleibt das Chaos (Boris, Liz) und die Abwahl der Tories in einem Erdrutschsieg für das post-Corbyn Labour.

    ( c) WH Allen 2023)

    Wer sich nicht mit der englischen Kultur, der Klassengsellschaft, der politischen Landschaft und den handelnden Figuren auskennt steht wahrscheinlich mit großen Augen vor diesem Buch und versteht nur wenig. Aber als jemand der viele Jahre regelmäßig beruflich in England (vor allem London) zu tun hatte ist es einfach sowas wie ein … relief.

    England bzw. UK – doomed, ohne Frage!

    Soundtrack dazu: Newtown Neurotics – Kick Out The Tories, was sonst?

    PS: Responsible Disclosure – das Buch war ein Geschenk zu meinem 60ten, von einem Engländer der schon lange in Deutschland lebt und mit dem aufkommenden Brexit dann auch die Deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat. Er ist aus Liverpool, ein Red und zu Recht hasst er die Sun (Remember the 97 und JTF96) und die Tories.

    PPS: Und James so?

    PPPS: Und das ist seine Radioshow …

  • Bücher, schnell gelesen: 1.715

    Bücher, schnell gelesen: 1.715

    Eli Cranor – Bis Aufs Blut (Atrium Verlag, 2024)

    Gelesen: 02. – 06.07.2024 (netto 290 Seiten)

    Aus dem Englischen von Cornelius Hartz.

    Das Buch lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Falsche Entscheidungen mit schrecklichen Ergebnissen.

    Und das ganze vor dem Hintergrund von Football, Nachwuchsfootball in unteren Klassen. Das wichtigste im Dorf, der Stadt, dem Landkreis: Das die Footballer der Schule erfolgreich sind.

    Auf wessen Kosten?

    Willkommen Billy Lowe, 18, und eine talentierter Running Back der lokalen Schule. Leider etwas durchgeknallt: Das Leben als weißer Trailer Park Trash prägt dann schon sehr. Er hat ordentlich Gewalt erfahren und kann daher ordentlich austeilen. Ein Pitbull. Der sich wohl fühlt, wenn er Blut schmeckt, selbst wenn es das eigene ist.

    Weil er sich dann spürt.

    Sein Football Coach, ist aus dem sonnigen Kalifornien aus ganz eigenen Gründen nach Denton, Arkansas, migriert. Und ahnt das er ohne Billy die Meisterschaft nicht packt. Und hofft das sein Glauben (aka Jesus, der Erretter) auch Billy rettet.

    Ich hab es ja schon verraten: Gerettet wird hier niemand. Und selbst der Coach trifft Entscheidungen … die sein Leben ins Klo spülen. Und das seiner Frau. Und seiner Töchter. Billy dagegen hat nix zum runterspülen – seine Familie ist schon ganz unten.

    Hartes Stück. Voller toxischer Männlichkeit. Und perfekt erzählt: Wenn aus der Sicht von Billy erzählt wird wandelt sich der Text in die einfache Sprache eines einfachen Jungen. Mit einem klaren und nicht durch Moral oder Glauben verstelltem Blick.

    Hoffnungslos? Ja, und das macht das Buch absolut großartig! Wuchtig, wie ein Footballspieler, der die Defense durchbricht. Ohne Rücksicht. Vor allem auf sich selbst.

    Der Ort der Geschichte ist übrigens von Eli Cranor mit perfektem Humor gewählt. Warum? Darum!

    Soundtrack dazu: Ramones – Too Tough To Die (Dee Dee Ramone vocals), was sonst?

    PS: Und Eli Cranor so?

    PPS: Und tough? Bekommt ihr hier gezeigt!

  • Bücher, schnell gelesen: 1.714

    Bücher, schnell gelesen: 1.714

    Tony Hillerman – Gesang An Die Geister (UT Metro, 2024)

    Gelesen: 25.06. – 01.07.2024 (netto 258 Seiten)

    Aus dem Englischen von Klaus Fröba.

    Das sind schon feine Bücher, diese Navajo Police Serie von Tony Hillerman.

    Gesang An Die Geister ist der 6te Band der Serie und erschien bereits 1984 (als The Ghostway). Anders als im letzten Buch mit Jim Chee geht es hier mit viel mehr Spannung voran, unter anderem weil Jim weit außerhalb seiner Zuständigkeit in L.A. ermittelt.

    Los geht es in seiner Heimat, vor dem Waschsaloon von Shiprock wird ein Weißer erschossen. Der Täter flieht verwundet, seine Leiche findet Jim später hoch in den Bergen. In der Nähe der Hütte eines Alten Navajo. Irgendwas stimmt aber nicht, vor allem weil noch ein junges Mädchen erst verschwindet, dann an der Hütte auftaucht und … Jim durch die Finger schlüpft.

    Ohne Auftrag macht er sich auf nach L.A., weil er das junge Mädchen da vermutet. Und stolpert mitten in einen großen FBI Fall, der am Ende seine Kreise bis zurück nach Shiprock zieht.

    Auch wenn es wieder jede Menge Navajo Kultur zum lernen gibt, ist es doch eine durch und durch spannende Suche nach dem Warum, weniger nach dem Täter. Und diese Geschichte hat Tony Hillerman wieder extrem gut verpackt, erst am Ende hat Jim Chee eine Erleuchtung. Und die sitzt.

    Jims Gedanken zu folgen ist sowieso irgendwie das Zentrum des Buches, die Fakten kommen einfach dazu. Aber wie sortiert Jim diese? Und wie sortiert er sein Privatleben? Seine Freundin Mary Landon will das er die Chance nutzt zum FBI zu gehen und sie außerhalb des Reservates eine Familie gründen. Das setzt Jim sosehr zu, dass die Reise nach L.A. fast schon eine Flucht ist.

    Und das junge Mädchen? Margaret Billy Sosi wird sowohl seelisch (durch eine Navajo Gesangszeremonie) als auch physisch gerettet. Und, so ganz nebenbei, rettet sie Jim zweimal das Leben. Sowie am Ende Mary Landon Jims Seelenleben rettet.

    Fast schon ein untypisches Sujet im Oeuvre von Tony Hillerman.

    Wie immer: Mehr davon, die Reihe ist einfach lehrreich und gut. Passt von hinten bis vorne! Und das Fehlen aller modernen Dinge (Mobiltelefon, Computer) macht es nochmal so schön.

    Soundtrack dazu: Low Culture – I Feel Your Ghost, was sonst?