Gelesen: 05. – 13.02.2023 (netto 463 Seiten).
Übersetzt von Theodor Fontane.
Ich lese neben Krimis und Büchern über Musik ja auch gerne historische Reise- und/oder Kulturbeschreibungen, idealerweise als Original.
Das hier ist wieder so ein Buch, eine Geschichte aus dem Viktorianischen Ingerland, geschrieben von einer Frau. Im Englischen Original ist der Titel “Abednego, the money-lender” und 1842 erschienen. Das Buch ist auch 1846 in Deutsch erschienen.
Das besondere an dieser Ausgabe respektive Übersetzung ist das es ein Zufallsfund ist. Theodor Fontane hat es übersetzt bevor er selber Romane schrieb, aber die Übersetzung ist nie erschienen und war irgendwo in Amerika verschollen (wohin sie mit ihrem Besitzer nach der gescheiterten Revolution 1848 emigriert ist). Irgendwie ist das Manuskript als Abschrift zurück nach Deutschland gekommen und dann im zweiten Weltkrieg mehr oder weniger verloren gegangen.
Das Buch selbst ist ein wenig langatmig, aber das war wohl der Erzählstil der Zeit. Ein junger Mann, Garde-Soldat aus gutem aber verarmten Haus, dient als Aufhänger für eine Geschichte rund um Herkunft, Macht, Schein und – namensgebend – einem jüdischen Geldverleiher der den Schein auf Pump aufrecht erhält.
Stark ist die Geschichte wenn die Dialoge die aristokratischen Sitten entblößen, herzlose, machtversessene und nur auf den Schein ausgerichtete Menschen, die Kraft ihres Standes die viktorianische Gesellschaft anführen.
Und das England immer noch eine Standesgesellschaft ist, passt dann perfekt zu diese Story.
Nur was für Experten!
Soundtrack dazu: The Wall – Money Whores, was sonst?
PS: Book Collectors are pretentious assholes – #3147 der nummerierten Erstausgabe!