
Gelesen: 27. – 30.07..2025 (netto 269 Seiten)
Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.
Endlich was neues von Samuel W. Gailey, sein erstes Buch bei Polar war gleich mein Buch des Jahres 2024. Und damit war ich Flitzebogengespannt was das nächste Buch bringt.
Im Klappentext steht: Seine Geschichten sind faszinierende Studien menschlicher Schicksale.
Und mehr noch als Die Schuld ist Tiefer Winter (übrigens sein Debüt) exakt das. Es spielt in Wyalusing, im Nord-Osten von Pennsylvania. US of A. Isoliertes Hinterland, 98% Weiß, 500+ Einwohner. In der Ecke ist Samuel W. Gailey aufgewachsen.
Danny Bedford ist sowas wie der Dorftrottel. Als Kind ist er mit seinen Eltern im Eis eingebrochen, er hat mit einem Hirnschaden (wg. Sauerstoffmangel) überlebt, seine Eltern sind Tod. Er kann vieles nicht, was andere können.
Ein Riesenbaby mit einfachen Gemüt. Aber einem guten Gefühl für Menschen, die ihn ohne Vorurteile sehen. So wie Mindy, die in seinem Frühstücksrestaurant kellnert.
Und neben ihr wacht Danny auf. In ihrem Trailer. Und Mindy ist Tod. Und dann blendet Samuel W. Gailey 18 Stunden zurück.
Und zerlegt die kleine Gemeinschaft in Wyalusing in seine Einzelteile. Gewalttätige Cops. Rechtschaffene Bürger. Jede Menge Irre mit Alkohol- und Drogenproblemen. State Trooper, die an der Flasche hängen.
Und Danny als Sündenbock, das wird schnell klar. Aber die ganzen Irren die sich da so tummeln verkacken es, so das aus Mindys Familie noch mehr sterben, Irre sich die Birne wegblasen.
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was die Spannung und das Tempo voranbringt. Schnell wird klar, das es auf einen echten Showdown zuläuft.
Neben Danny und ein paar netten Dorfbewohnern (zukünftige Opfer, was sonst) gibt es wunderbar unangenehme Charaktere:
Sokowski, der Deputy, Trinker, Drogenhändler und On-Off Freund von Mindy, und sein Kumpel Carl. Tatsächlich sind die Bösewichte so schrecklich, dass sie fast schon Karikaturen sind.
Das Buch spielt im tiefsten Winter, während eines Sturms, und ist auch vom Setting her fast unerbittlich düster.
Das Ende bekommt Samuel W. Gailey dann ziemlich Klasse hin, in all dem Dreck, bei all den Toten und bei all der Verzweiflung kommt Danny endlich aus sich heraus.
Und reüssiert als wertgeschätztes Mitglied der Gemeinde.
Nicht ganz so überragend wie Die Schuld aber eine klasse Kleinstadtstudie voller Abgründe, Gewalt und einem hoffnungsvollem Ende.
Get up, stand up, for your rights!
Soundtrack dazu: White Kaps – Danny Mumbles, was sonst?
PS: Und Samuel so?