Tag: Samuel W. Gailey

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    Bücher, schnell gelesen: 1.781

    Samuel W. Gailey – Tiefer Winter (Polar Verlag, 2025)

    Gelesen: 27. – 30.07..2025 (netto 269 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.

    Endlich was neues von Samuel W. Gailey, sein erstes Buch bei Polar war gleich mein Buch des Jahres 2024. Und damit war ich Flitzebogengespannt was das nächste Buch bringt.

    Im Klappentext steht: Seine Geschichten sind faszinierende Studien menschlicher Schicksale.

    Und mehr noch als Die Schuld ist Tiefer Winter (übrigens sein Debüt) exakt das. Es spielt in Wyalusing, im Nord-Osten von Pennsylvania. US of A. Isoliertes Hinterland, 98% Weiß, 500+ Einwohner. In der Ecke ist Samuel W. Gailey aufgewachsen.

    Danny Bedford ist sowas wie der Dorftrottel. Als Kind ist er mit seinen Eltern im Eis eingebrochen, er hat mit einem Hirnschaden (wg. Sauerstoffmangel) überlebt, seine Eltern sind Tod. Er kann vieles nicht, was andere können.

    Ein Riesenbaby mit einfachen Gemüt. Aber einem guten Gefühl für Menschen, die ihn ohne Vorurteile sehen. So wie Mindy, die in seinem Frühstücksrestaurant kellnert.

    Und neben ihr wacht Danny auf. In ihrem Trailer. Und Mindy ist Tod. Und dann blendet Samuel W. Gailey 18 Stunden zurück.

    Und zerlegt die kleine Gemeinschaft in Wyalusing in seine Einzelteile. Gewalttätige Cops. Rechtschaffene Bürger. Jede Menge Irre mit Alkohol- und Drogenproblemen. State Trooper, die an der Flasche hängen.

    Und Danny als Sündenbock, das wird schnell klar. Aber die ganzen Irren die sich da so tummeln verkacken es, so das aus Mindys Familie noch mehr sterben, Irre sich die Birne wegblasen.

    Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was die Spannung und das Tempo voranbringt. Schnell wird klar, das es auf einen echten Showdown zuläuft.

    Neben Danny und ein paar netten Dorfbewohnern (zukünftige Opfer, was sonst) gibt es wunderbar unangenehme Charaktere:

    Sokowski, der Deputy, Trinker, Drogenhändler und On-Off Freund von Mindy, und sein Kumpel Carl. Tatsächlich sind die Bösewichte so schrecklich, dass sie fast schon Karikaturen sind.

    Das Buch spielt im tiefsten Winter, während eines Sturms, und ist auch vom Setting her fast unerbittlich düster.

    Das Ende bekommt Samuel W. Gailey dann ziemlich Klasse hin, in all dem Dreck, bei all den Toten und bei all der Verzweiflung kommt Danny endlich aus sich heraus.

    Und reüssiert als wertgeschätztes Mitglied der Gemeinde.

    Nicht ganz so überragend wie Die Schuld aber eine klasse Kleinstadtstudie voller Abgründe, Gewalt und einem hoffnungsvollem Ende.

    Get up, stand up, for your rights!

    Soundtrack dazu: White Kaps – Danny Mumbles, was sonst?

    PS: Und Samuel so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.686

    Bücher, schnell gelesen: 1.686

    Samuel W. Gailey – Die Schuld (Polar Verlag, 2024)

    Gelesen: 13. – 19.02.2024 (netto 293 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.

    Es ist erst Februar und schon ein erster Kandidat für “Best Read 2024“…

    Ein perfektes Jugendbuch. Schade das es wohl nie auf dem Stundenplan für 15-16 Jährige steht. Dabei gibt es doch so viel über Schuld, Schuldgefühle, Flucht und Freiheit (die harte Arbeit ist) zu lernen.

    Hallo Alice!

    Schuldgefühle können tödlich sein und bringen die 15-jährige Alice O’Farrell fast um, nachdem ihr kleiner Bruder versehentlich in ihrer Obhut gestorben ist. Sie sollte doch “nur” auf den Rabauken aufpassen.

    Trauer und Verzweiflung bilden eine giftige Mischung, die sich in ihrer Welt und zwischen ihr und ihrer Mutter ausbreitet. Woraufhin sie ziellos flüchtet. Wegrennt..

    Da Selbstzweifel und Selbstvorwürfe sie quälen, betäubt sie sich mit Alkohol. Jeden Tag wegballern. Alle paar Monate Wohnort (ein Auto oder ein abgewarztes Motel) und Job (Bargirl in … Kaschemmen resp. Table Dance Bars) ändern. Sechs Jahre lang und kein Ende in Sicht. Aber dank des Suffs eh egal.

    Eines morgens wacht sie mit einem Kater neben ihrem ehr miesen Boss auf. Der ist leider Tod, Alkohol und Koks … das Herz. Darauf erstmal einen Drink, dann geht es besser. Leider guckt sie sich um und findet eine Tasche voll mit Geld. Wohl Drogengeld. 91k$. Ne Menge Kohle. Die Option für die nächste Flucht.

    Aber es kommt anders. Obwohl sie die Cops ruft. Aber die kommen nur auf den 2ten Platz … das Rennen machen die Jungs die die Kohle einkassieren wollen. Und 10 Minuten später rockt AC/DC den Laden:

    ( (c) Polar Verlag 2024)

    Und dank ihres Suffs und ihrer Streetsmart-Attitüde ist Alice am Leben und zwei Gangster und zwei Cops sind Tod. Und ihr Boss, der bleibt Tod.

    Und dann ist es endlich soweit: Alice hat genug und flieht. Dorthin, wo sie einmal glücklich war. Und der Boss der Gangster hängt sich an ihre Fersen. Und aus einem Road-Movie mit Rückblenden auf Alice’s Chaos nach dem Tod ihres Bruders wird ein harter Abwehrkampf für Alice.

    Samuel W. Gailey schafft es dabei nicht nur zwei großartige Charakter als Gegenpole aufzubauen (mit wirklich coolen Rückblenden in ihre Kindheit) sondern auch richtig gute Nebenfiguren. Die ganze Story hat Tempo, Hand und Fuß. Perfektes Timing. Coole Sprache.

    Das Kopfkino zündet zuverlässig.

    Und Alice? Vergibt sich ihre Schuld und wird eine trockene Killerin. Und weil sie damit nicht die Heldin in einem Schulbuch sein kann wird es wohl tatsächlich nie in einer Schule im Unterricht vorkommen. Schade – das echte Leben ist die beste Lehre.

    Großartiges Buch!

    Soundtrack dazu: Blind Idiot God – Alice In My Fantasies, was sonst?

    PS: Nur echt mit … Book Trailer

    Und im O-Ton: