
Gelesen: 20.10. – 08.11.2023 (netto 487 Seiten).
Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.
Ein ziemlicher Brocken und für mich nicht wirklich flüssig zu lesen, obwohl es eigentlich ein spannendes Buch ist. Mit einer ganz neuen Perspektive.
Robert Reuland ist Jurist. Er hat in der Wirtschaft gearbeitet bevor er zur Bezirksstaatsanwaltschaft Brooklyn gewechselt ist. Nach 5 Jahren dort ließ er sich als Anwalt in NYC nieder und verteidigt Personen, die aufgrund von polizeilichem und staatsanwaltschaftlichem Fehlverhalten zu Unrecht verurteilt wurden.
Sein Blick auf die Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Richter ist also geprägt. Und offensichtlich hat eine ganz persönliche Konsequenz gezogen: Vertrauen muss wieder hergestellt werden. Denn ohne Vertrauen in Polizei und Justiz geht das Gemeinwesen den Bach runter.
Reuland zeichnet mit vielen Details ein Panorama das offensichtlich von seiner Arbeit als Staatsanwalt und Strafverteidiger geprägt ist. Und dieses Panorama trieft vor Zynismus: „Wahrheit spielt im Brooklyn Supreme Court keine Rolle, nicht am Ende. Das Einzige, was zählt, ist die Lüge, mit der sie dich erwischen.“ Und um diese Lüge zu bekommen wird manipuliert. Und zwar alle gegen alle.
Im Buch geht es um Will Way, einen Gewerkschaftsvertreter der lokalen Polizeigewerkschaft mit dem launigen Namen Patrolmen’s Benevolent Association. Er soll einer noch sehr frischen Polizistin beistehen, die einen farbigen Jugendlichen erschossen hat (nachdem dieser ein Geschäft überfallen hat). Sie war vorher Marine (also bei den Streitkräften). Der Junge war bewaffnet, zumindest wurde eine Waffe bei ihm gefunden.
Schnell wird klar das da was nicht stimmt, ihr Partner war nicht bei ihr und das mit der Waffe …. mmmhhh, stimmt wohl auch nicht. In der Öffentlichkeit gibt es einen Riesenaufschrei, die Politik mischt sich ein und Will ist jetzt noch mehr angestachelt die Polizistin in diesem Wahnsinn von “Keine Gewalt gegen Schwarze – Weg mit der Polizei” zu beschützen.
Reuland greift immer wieder zu kleinen Kniffen in dem er Sachen verschweigt und dann später in der Handlung klarstellt. Den Alltagsrassismus des Lesers erwischt er früh: Nach den ersten Demos und Protesten wg. “Gewalt gegen Schwarze” erfahren wir beiläufig das die Polizistin farbig ist. Eine Schwarze. Niemand hat danach gefragt.
Will Way erkennt schnell das alle, die mit dem Fall zu tun haben, entweder versuchen ihre eigene Suppe zu kochen oder aber einen Schuldigen zu finden. Und er erkennt auch, das er als nächster hingehängt wird.
Und das wird er auch, für seine Haltung fährt er ein:

Hammer. Nix für hard-boild Krimi Fans aber für alle die nochmal kräftig über ein durch- und durch kaputtes Rechtssystem abkotzen wollen.
Soundtrack dazu: Jon Cougar Concentration Camp – Georgina, was sonst?