Tag: Omnibus Press

  • Bücher, schnell gelesen: 1.743

    Bücher, schnell gelesen: 1.743

    Dan Epstein – Now You’re One Of Us (Omnibus Press, 2024)

    Gelesen: 03. – 06.12.2024 (netto 326 Seiten)

    Im amerikanischen Original gelesen, wird wohl ehr nicht in Deutsch erscheinen.

    Hach, Redd Kross. Eine weitere heimliche Liebe, sowohl in den frühen 80ern als auch später in ihrer Langhaar Power Pop Bubblegum Zeit.

    Immerhin 13 Platten von ihnen sind in meiner Sammlung, sie hatten immer wieder echt coole und überraschende Hits. Und auch viel Gittarengegnidel.

    Das Buch ist eine pure 2 Brüder Oral History, der Autor verschwendet nicht eine Zeile an O-Ton von Wegbegleitern oder Freunden. Lediglich ein paar Beigaben zur geschichtlichen Einordnung, ansonsten Jeff und Steven pur.

    Von ihren Anfängen 1978 im Dunstkreis von Black Flag, ihren ersten Auftritten im Alter von 12 (Steven) resp. 15 (Jeff) und ihrem musikalischen Start in der Punk bzw. H/C Szene von L.A. – die ihnen aber arg schnell viel zu engstirnig war.

    Denn sie waren auf einer anderen Fährte:

    Steve McDonald originally scoffed at the Beach Boys, hearing their music as campy, nostalgic, and not very punk. He came to appreciate them through the Ramones. “The Ramones were influenced by 1960s southern California music, like the Beach Boys,” he says. 
    
    “The Beach Boys had a huge resurgence in pop music and mainstream music in the 1970s with their Endless Summer record, which came out in 1976, but at that time, me and my brother thought of that as campy, nostalgia, very old fashioned music. I couldn’t relate to it at that time. But via the Ramones, I got into it. 
    
    When I heard them referencing it but with loud guitars and a faster pace. Without the barbershop harmonies. It just felt hipper.”
    
    From a 2020 interview with Pop Matters
    

    Und die haben sie konsequent durchgezogen, waren oft zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort (zB pre-Grunge auf einem Major) und haben ebenfalls sehr konsequent gegen den Zeitgeist gearbeitet.

    Spannend auch die persönlichen Geschichten: Jeff ist mit Charlotte Caffey (Go-Go’s) verheiratet und war auch mal mit Sofia Copopola zusammen. Beide hatten so ihre Probleme mit Drogen. Und beide haben ordentlich was im Musik Business erlebt.

    Und sich ein paar ordentliche Aversionen bewahrt, u.a. vs. Nirvana und Courtney Love. Und mit ein paar coolen Freunden wie zB Bill Bartell (White Flag) gearbeitet.

    Einfach klasse O-Töne. Durch die Bank.

    Schade das die 2024 Tour sie nicht nach Hamburg gebracht hat.

    Das letzte Mal konnte ich sie 2017 im Logo erleben, schade das es dieses Jahr nicht geklappt hat. Ich hätte zu gerne ihre neue Do-LP live gehört:

    Soundtrack dazu: Ballad Of A Lovedoll und Lovedoll Superstar, was sonst?

    PS: Es gibt auch eine tolle Doku!

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.581

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.581

    Celeste Bell with Zoe Howe – Dayglo (Omnibus Press, 2019)

    Gelesen: 22. – 24.04.2022 (netto 200 Seiten, in Englisch gelesen, wird ehr nicht in Deutsch erscheinen)

    Und nochmal Punk, London, 1976. Allerdings keine Band mit einem großen Output: X-Ray Spex haben im Grunde eine Single und eine LP rausgehauen – dann sind sie implodiert weil die Sängerin (und Erfinderin der Band) implodiert ist.

    Das Buch wird der Künstlerin Poly Styrene mehr als gerecht, vor allem auch weil es im Großformat und mit vielen Fotos und Grafiken bestückt ist. Kein Wunder, nach ihrem Tot hat ihre Tochter Celeste ihr Erbe übernommen und sorgfältig kuratiert.

    Poly Styrene (eigentlich Marianne Joan Elliott-Said) war für die frühe Punk Zeit eine doppelte Aussenseiterin: Mutter weiß, Vater aus Somalia. Und eine Frau. Sie kam aus Brixton, war erst Hippie, dann versuchte sie sich erstmals als Sängerin … allerdings mit eine rein weißen Studioband:

    Sie hatte damit keinen Erfolg, versuchte es als Modeschöpferin und geriet damit in den Umkreis der Kings Road. Von da zu einem Konzert der Sex Pistols am 03.07.1976 (ihrem 19ten Geburstag) war es dann nur ein kurzer Weg.

    Alle ihre Energie steckte sie in ihre Idee einer Band: Design, Look und Sound (wenn auch der Sound der großartigen Germ-Free Adolsecents LP (ebenso wie die Sex Pistols LP) ein kleine wenig zuviel Hardrock abbekommen hat). Dennoch ein Meilenstein, vor allem auch wegen der Nutzung eines überraschenden Instruments – das Saxophon bestimmt hier den Sound.

    Und die Rampensau war Poly Styrene, schräg gekleidet in ihren eigenen Kreationen.

    Und dann war X-Ray Spex nicht mehr. Und Poly Styrene … verschwand. Irgendwann habe ich mitbekommen “die ist jetzt Hare Krishna” und damit war sie aus meinem Sichtfeld verschwunden. Die kleine BBC Docu “Who is Poly Styrene” gibt ein paar kleine Hinweise darauf das nicht alles in Ordnung ist.

    Fast Forward 1993: Mit etlichen Hamburgern bin ich in der Brixton Academy um ein Comeback von X-Ray Spex (mit Sham 69 und UK Subs) zu erleben. Und danach … wieder Funkstille.

    Denn was ich nicht wusste: Poly Styrene hatte durchaus ernste mentale Probleme und war wieder und wieder in Behandlung. Am Ende – viel zu früh in 2011 – starb sie mit 53 an Brustkrebs.

    Das Buch ist entlang der Zeitlinie aufgebaut, eine perfekte Mischung aus O-Ton von Poly Styrene, Oral History von Weggefährten und Memorabilia. Dazu imaginäre Briefe der Tochter an die Mutter (da diese früher auch oft mit ihrer Tochter über Briefe kommuniziert hat). Und jede Menge Huldigung für die Vorreiterrolle von Poly Styrene als weibliche Künstlerin. Vor allem die Riot-Girls aus den US of A erzählen wiederholt das sie erst spät über X-Ray Spex gestolpert sind … und hin und weg waren.

    Und warum? Darum:

    Some people think little girls should be seen and not heard

    But I think “oh bondage, up yours!”

    One-two-three-four!

    (Intro zu “Oh Bondage! Up Yours!)

    Perfekte Erinnerung – jetzt müsst ihr auch den Film gucken!

    Soundtrack dazu: Neneh Cherry – Germ Free Adolescent, was sonst?

    PS: Du möchtest mehr?

    At their Top:

    Celeste im Interview mit John Robb:

    Der Film (lohnt!):