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  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.332

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.332

    Howie Abrams, James Lathos - Finding Joseph, I (Lesser Gods, 2017)
    Howie Abrams, James Lathos – Finding Joseph, I (Lesser Gods, 2017)

    Gelesen: 15.07.2018 17:30 – 20:00, netto 262 Seiten (in Englisch, eine deutsche Übersetzung gibt es noch nicht)

    Bad Brains und ihr Sänger H.R. waren immer eine Band voller Geschichten und Gerüchte. Ich hatte das Glück sie 1983 in Bremen im Schlachthof zu sehen (die legendäre “Bremen vs. Hamburg Schlacht“) und tatsächlich waren sie – zu der Zeit – live ein Knaller.

    Das Buch gehört zu einem Film bzw. der Autor Howie Abrams hatte von dem Filmprojekt gehört und sich dann mit dem Filmemacher zusammengetan um die Geschichte von H.R. (nicht von den Bad Brains) nicht nur im Film sonder auch als Buch zu erzählen. Die Oral History kommt dabei von H.R. selbst und von Wegbegleitern.

    Musikalisch möchte ich sie in ihrer Frühphase, dann kam zuviel Reggae, dann war ein wenig zuviel Metal drin und irgendwann hab ich sie ignoriert. Das hinter den Kulissen eine endlose Abfolge von Problemen stattfand ahnte ich nicht einmal. Das H.R. nicht der Problemlöser sondern ehr der Problemverursacher war konnte mann schon ahnen, der Reggae und Rasta kram war schon schräg bzw. wurden von ihm ehr schräg begleitet, dazu andere Begleiterscheinungen wie Homophobie (wurde auch in den 80er schon thematisiert) – aber erst jetzt versteh ich das.

    Das Buch ist fast schon eine endlose Abfolge von “H.R. macht einen (weiteren) großartigen Plattendeal für die Bad Brains kaputt“, “H.R. verärgert beste Freunde” und “H.R. hat gefühlt 10 Kinder von 10 Frauen” und muss sich für seine Bandkollegen (und engen Freunde) sehr schmerzhaft lesen. Und für H.R. sowieso. Der war zwischenzeitlich total “durch” und auch Obdachlos. Im wahrsten Sinne des Wortes weggetreten.

    Die Quintessenz kommt am Ende: Er trifft eine neue Freundin (und heiratet sie), dieser gelingt es zu ihm durchzudringen und zu erkennen das er ernstlich krank ist: “In 2016, H.R.’s wife, Lori, revealed that H.R. suffers from SUNCT syndrome, a rare neurological disorder which causes sporadic, excruciating headaches. He also suffers from schizophrenia. (Quelle: Wikipedia) “. Ab da bekommt er Behandlung und Medikamente, diese helfen.

    In Summe eine lohnendes Buch: Der Autor (und die sprechenden Personen) behalten eine gesunde Distanz zu H.R. und was er so alles verursacht hat. Auch HR scheint deutlich reflektierter über alles was passiert ist zu reden.

    Dabei wird mehr als einmal klar das sowohl DC Hardcore als auch NYC Hardcore wohl ohne die Bad Brains anders ausgesehen hätte oder aber überhaupt nicht gezündet hätte.

    Klasse Buch! Gönnt es euch.

    PS: Mein Lieblingsmomente? H.R. hatte keinen Bock auf lange Konzerte also packte er eine Passage in den Vertrag mit den Veranstaltern das, wenn diese das Publikum nicht im Griff hatten, das Konzert abgebrochen wird. H.R. provozierte das Publikum, der Veranstalter hatte das Publikum nicht im Griff und mit 25 Minuten Bühnenzeit gab es volles Geld. Clever.

    Und die andere gute Idee?

    ( (c) Lesser Gods 2017)
    ( (c) Lesser Gods 2017)

    Da bin ich bei Anthony (Bad Brains Manager von 1982 bis 2013): Wenn sie mit der Quickness LP als Vorband der U2 The Joshua Tree Tour  an den Start gegangen wären, dann wären sie in den US mit Sicherheit durch die Decke gegangen. Zwar nicht so sehr im Punk Sektor aber im Stadion Rock. Aber eben kommerziell sehr erfolgreich.

    Soundtrack dazu: Natürlich keiner (du ziehst ja auch nicht das T-Shirt der Band an die auf der Bühne spielt), aber die folgenden Filme helfen…

    H.R, über Buch und Film:

    Trailer über das Buch:

    Und dann noch H.R. über die Band Brains Dokumentation “A band in DC”:

    Und die Dokumentation:

    PS: Für alle Hamburger die 1983 mit in Bremen waren hier nochmal das Audio-Dokument (wo der ganze HB vs. HH kram nicht wirklich rüberkommt):

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.274

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.274

    Roger Miret - My Riot (Lesser Gods, 2017)
    Roger Miret – My Riot (Lesser Gods, 2017)

    Gelesen: 10. – 15.10.2017, netto 290 Seiten

    Agnostic Front gehören nicht wirklich zu den Bands die sich auf meinem Plattenspieler drehen. Klar gehören sie zu den Vätern von NYHC aber viel zu schnell waren mir die viel zu sehr Metall. Ich habe die auch nie live gesehen, in der Rückschau eigentlich komisch – aber zeigt das sie mich nicht wirklich interessiert haben.

    Aber spätestens nach Tony Rettmans Buch NYHC hatte ich doch tiefer gehendes Interesse. Und da passt die Biographie von Roger Miret, dem Sänger von Agnostic Front, perfekt. Roger erzählt dabei nicht nur von seiner Jugend (als armer kubanischer Flüchtling) und seinen brutalen Vaterfiguren sonder auch schonungslos von seinen schlechten Seiten. Und diese haben ihn wg. Drogenschmuggel für einige Jahre in den Knast gebracht.

    Und – er war nicht nur eine der schillernden Figuren der NYHC Szene sondern dabei die meiste Zeit Hausbesetzer, arm und voller Drogen. Und dieser Teil ist dann wirklich spannend. Das Leben in NYC Anfang der 80er war alles andere als einfach und das was wir als NYHC Szene kennen war wie ein Zug der mit Karacho in den Bahnsteig kracht – eine kommen durch, einige werden zermatscht!

    Dazu gibt es einen fast schon launigen Abriss über die vielen Versionen von Agnostic Front, wer warum und wieso. Und so richtig ehrlich wird das ganze wenn er über seine Beziehungen und seine Kinder spricht – dann (endlich) gesteht er sich ein was alles schief gelaufen ist.

    Fun fact: Formal ist er erst seit 2006 Amerikaner (vorher Kubaner). Und er schafft es auch ein paar kluge Weisheiten unterzubringen…

    Ein gutes Buch. Wird keine neuen Platten in mein Regal spülen aber ich habe jetzt ein anderes Bild von Roger. Ein Held ist er nicht, aber ein Mensch.