
Gelesen: 16. – 22.03.2024 (netto 454 Seiten)
Aus dem kanadischen Englisch von Reinhard Tiffert.
Endlich mal wieder was aus Kanada. Ontario, Kanada. Unten, im Südosten, wo es im Februar dunkel, kalt, verschneit und eisig ist. Und so fühlt sich Detective John Cardinal, seine Frau in der Psychiatrie, seine Tochter auf dem Weg nach Yale um zu studieren und er selbst vom Mord Dezernat in das Dezernat für Eigentumsdelikte versetzt.
Zuhause ist es kalt und einsam. Sehr kalt. Sehr einsam.
Und mit diesen Ingredienzien mixt Giles Blunt einen ziemlich bösen Krimi (der zu Anfang mehr Mystery Thriller ist) mit Figuren, die nichts Gutes im Schilde führen, in einer trostlosen Landschaft. Und der frustrierte Cardinal bekommt einen Mordfall, weil er vor vielen Monaten – noch als Mordermittler – seinen Chef angefleht hat weiter nach Chippewa Katie Pine zu suchen. Aber er durfte nicht. Und wurde versetzt.
Jetzt muss er sie als Eisblock aus einem Bohrloch holen.
Und so wird es sein Fall und der Start einer Mordserie. Zu Anfang kam mir einiges am Setting zu einfach vor, u.a. auch seine neue Partnerin (die eigentlich Interne Ermittlerin ist und – ja, ziemlich platt – auch im Geheimen gegen ihn ermittelt).
Aber je mehr das Buch vorankommt, je mehr die Perspektive zwischen Polizei und Täter hin- und herwechselt – desto mehr Tiefe kommt in die Figuren und desto mehr Spannung kommt auf. Der Leser ist natürlich immer einen Schritt voraus, da er die Perspektive aus Täterseite hat.
Ungefähr ab der Mitte verflüchtigt sich das Mystery Thriller Gefühl und es wird ein ehr harter Krimi mit ordentlich Spannung. Der Leser erfährt, wer die Gewalttaten begeht und dass sie ein neues Opfer haben, bereit es zu foltern und zu töten.
Und damit stellt sich die Frage, ob die Cardinal sie finden wird, bevor das neue Opfer stirbt.
Blunt macht das relativ geschickt: Am Ende beschreibt er sehr gut das die Polizei beim Ermitteln (und Retten von Opfern) eigentlich immer hinterherläuft. Dazu noch hat Blunt hat tiefes Gespür für Orte – für trostlose, matschige Straßen, abgewartzte Häuser, für frühe Dunkelheit und dafür, was es bedeutet, in einer Stadt im kanadischen Winter kalt und frustriert zu sein.
Am Ende wird einiges gut, aber so ein echtes Happy End gibt es nicht. Das wäre auch viel zu einfach und würde zum dunklen Setting auch so gar nicht passen. Der zweite Teil folgt als nächstes, mal sehen wie das weitergeht.
In jedem Fall gute Leseunterhaltung mit einem ordentlichem Schuss lakonischer Brutalität. Passt.
Soundtrack dazu: PKEW PKEW PKEW – Cold Dead Hands, was sonst?
PS: Das ganze wurde als Serie verfilmt, mal gucken ob ich das mal zu fassen bekomme.
PPS: Und das ist damit quasi der Trailer zum Buch…
