Der 13. Harry Hole Krimi, das 20te Buch von Jo in meiner Sammlung. Und immer noch ein herrliches Verschlingen. Und das seit ~25 Jahren. Ich glaube ich verfolge keinen anderen Autoren, der so lange so großartige Stories hinbekommt.
Aber Jo wäre nicht Jo, wenn er nicht einen Schrecken gegen einen anderen eintauscht. Und so wird Harry am Ende zum Mörder und würfelt mit dem Teufel um seine Zukunft, entweder Frau 1 und Oslo oder Frau 2 und Neuseeland. Der nächste Band wird uns zeigen wo er landet.
Und tatsächlich, er ist gelandet. Krachend. Auf dem Boden der Flasche. Des Glases. Aber weder in Oslo noch in Neuseeland. Sondern im Creatures in L.A., einer Bar für ernsthafte Alkoholiker. Für Trinker mit guten Vorsätzen. Harry Hole hat schlicht und einfach vor sein gesamtes Geld zu vertrinken und idealerweise sich selbst dabei zu Tode zu trinken.
Weit weg von Oslo, weit weg von dem Schmerz des Verlustes. Kreditkarte leer, noch am Leben. Und als ex-Polizist immer noch ein Helfer. Diesmal für die Mittrinkerin Lucille, Strandgut von Hollywood und tief in der Kreide bei der Mexikanischen Mafia. Die schnappt sich Lucille und gibt Harry 10 Tage Zeit die Kohle zu besorgen.
Zum Glück für Harry hatte sich ein Anwalt aus Oslo gemeldet und ihm einen Job angeboten. Den er dankend abgelehnt hatte. Aber jetzt kann dieser Job die Kohle liefern, denn er würde für einen extrem reichen Immobilienfritzen arbeiten.
Also zurück nach Olso, alte Freunde (Kokain-Dealer, korrupter Cop und totkranker Psychologe) als Team angeheuert und rein in den Fall. Als Detektiv. Ohne Polizeirechte.
Worum geht es? 2 tote Frauen, zuletzt auf einer Party bei dem Milliardär. Extrem schräg ermordet. Harrys ex-Kollegen stehen vor einem Rätsel, ihre Chefs verbieten ihnen aber Harry hinzuzuziehen.
Der Anfang des Buch kommt fast schon gemächlich daher aber als aufmerksamer Jo Nesbø Leser ist das genau die Phase wo die Phantasie sich zurückhalten muss und auf Details geachtet werden muss.
Harry und sein Team sind der Polizei zwangsläufig immer einen kleinen Schritt voraus, vor allem auch weil sie weniger Grenzen durch Gesetze haben und weil sie direkten Zugang zum Milliardär und seiner Frau haben. Und weil Harry sein Wissen mit der Polizei teilt und daher von vielen alten Wegefährten auch Infos zurückbekommt.
Aber alles an diesen Morden ist irgendwie schräg. Eigentlich fragt Harry immer nach dem WARUM – aber die Frage läuft hier ins Leere. Also konzentriert sich Harry auf das WIE und das kommt genauso Wahnsinnig um die Ecke.
Killen über im eigenen Körper angebaute Parasiten. Zoonose. Erinnert sich noch jemand an Covid-19?
Jo versteht es Meisterhaft falsche Fährten als logisch richtige Schlussfolgerung einzubauen und mit immer mehr Tempo wird die ganze Story megaspannend. Vor allem auch, weil der Täter auch seine Stimme im Buch hat. Und die zeigt dem Leser ziemlich anschaulich wie Irre er ist.
Hammer, bis zum Ende eine unfassbare Spannung und mit einem super Cliffhänger. Die Story ist noch nicht am Ende.
Und Lucille? Kommt frei. Und Harry? Kann nur Serienmörder. Und trinken. Oder?
Jenny Lund Madsen – 30 Tage Dunkelheit (Tropen, 2023)
Gelesen: 16. – 23.06.2023 (netto 391 Seiten).
Aus dem Dänischen von Julia Gschwilm.
Literatur, Lyrik … My Ass! Fast schon ein Feindbild für mich. Ich will Crime. Hard-Boiled. Insofern ist die Heldin (aka die arrogante Literatin) schnell das personifizierte Schlechte, Nervige … das Feindbild.
Zum Glück geht das auch den anderen Personen im Buch so.
Hannah Krause-Bendix (perfekter Name um sich bereits darüber aufzuregen) schreibt Literatur, wohl für Frauen, die tolle Kritiken bekommt aber sich nicht verkauft. Sie kuckt hochnäsig (aus der Position der Hochkultur) auf Krimi-Literatur runter, für sie ist das langweiliger billiger Dreck.
Auf einer Literaturmesse legt sie sich mit jedem an, auch mit Jørn Jensen (einem der billigen Krimi Schreiber). Und als ihr vor laufender TV-Kamera die Argumente ausgehen haut sie
In einem Monat habe ich einen Krimi geschrieben, der besser ist als alles, was du jemals veröffentlicht hast.
raus. Und kommt aus der Nummer nicht mehr raus. Ihr Agent schickt sie nach Island, zu Freunden seiner Familie, in das Dorf Húsafjöður, in der Hoffnung das ihr Ruhe und Einsamkeit Inspiration schenken.
Das Schicksal schenkt ihr aber eine Leiche und ab da dilettiert sie als Detektivin durch die Landschaft (und nutzt die Story als Rohmaterial für ihr Buch). Und da sie keine Ahnung hat was einen guten Krimi ausmacht, fällt sie jedem möglichen Twist (oder auch red herring) zum Opfer. Am Ende hat sie fast alle Einwohner des Dorfes als Mörder überführt (und wird doch immer wieder von der Realität überholt).
Jede, aber auch wirklich jede, Krimiplattitüde wird hier auf dem Rücken von Hannah abgeritten. Kleine Dörfer und ihre Geheimnisse. Kleine Dörfer abgeschnitten vom Rest des Landes durch einen endlosen Schneesturm. Unfähige Polizisten. Überraschende Liebe, die die Angelegenheit noch schwerer macht. Noch mehr Leichen.
Herrlich, immer wieder stürzt sich Hannah auf die nächste neue Idee respektive Plattitüde nur um wieder in der Realität zu landen.
Großes Kopfkino, perfekte Anti-Heldin mit perfekter Ego-rotziger Attitüde und ein Buch über einen Krimi der in einem Krimi … einfach ein genialer Kniff. Ist das ein Meta-Krimi? Aber kein Wunder, Jenny Lund Madsen ist eine erfahrene und erfolgreiche Drehbuchautorin. Die kann Plot und Atmosphäre.
Endlich mal wieder ein richtig überraschender Krimi bei Tropen. Schön.
Ach ja, schafft Hannah den Krimi? Wird nicht verraten.
For quite some time the Hafenklang supports the K-Town Hardcore Fest by giving travelling bands (and others) a pass-through opportunity, this year the warm-up was with 5 bands travelling through Hamburg to K-Town and A.F.K. as a local add-on.
As always it was to be a mixed bag, this time ranging from near (Azijnpisser from Eindhoven) to far (HEZ from Panama) but all in true DIY spirit. DON/T from Hamburg where also planned in but had to drop out short notice.
So it was for the dutchies from Azijnpisser to kick off the proceedings, as early as 20:00. The Hafenklang was not yet full and for me as a local it felt attendance was largely bands’n’friends. It did change later but i guess the Hamburg lot was still underrepresented.
Azijnpisser (means “vinegar pisser”, a cool band name as a dutch mate of mine pointed out) perfectly set the pace for the evening: hard hitting, fast forward and aggressive. And all of that with a near perfect sound & delivery despite the fact that they had to enlist a replacement bass player for this show.
Their real asset though was their singer, great vocal abilities and perfect screaming, howling and growling… all that roaming in front of the stage with an in yer face attitude. They have just released their first vinyl, 16 songs across 25 minutes – go and check Cold Cuts out now!
Next A.F.K. from Hamburg and they took the banging to the next level I’d say: No compromise seeking banging and even more aggressive vocals. And the singer sported a fun add-on i had not seen on stage prior: He strapped a belt to himself with an effect pedal he ran his mike through (either reverb or echo effect i guess), giving his voice the extra umpf or shreekness.
A.F.K. i believe is short for Aargh Fuck Kill and that is how they went about: Knüppelgeballer (that is “stick banging” literally and describes the feeling as a listener that the band thoroughly beats you up with a stick) at its best. I did not come across them before but i will now check out their output, they where very convincing live.
One of the first row dancers to A.F.K. took the stage next, the guitar player from HEX also seemed to have enjoyed the locals pretty much. With HEX i got a first, this is the first punk band from sunny Panama i get to hear and see. What immediately stood out was the four distinct different personas on stage, what also was going to stand our was their sound.
I can only make wild guesses here but i my guess would be that mu-sick-ally they have grown up in an environment that – on the positive side – gave them no scene inherited boundaries. On the negative side i guess there are plenty of boundaries for them with their music, locally. Check out their song “La Hez“:
Habitamos las cloacas
Es una vida subterranea
Somos seres subversivos
Y tu no eres mi amigo
Nos alimentamos de tóxicos
Vivimos rodeados de tóxicos
Somos seres subversivos
Y tu no eres mi amigo
No somos de tu clase
Y no queremos agradarte
We inhabit the sewers
It's an underground life
We are subversive beings
and you are not my friend
We feed on toxic
We live surrounded by toxic
We are subversive beings
and you are not my friend
We are not your kind
And we don't want to please you
For me the positive side upheld: They added some unusual bits to their sound next to the stomping drums and distorted bass in namely the guitar adding soundscapes. And the vocal delivery was – yet again – all angry. Great stuff, check them out for yourself.
And where HEZ where surprise for origin, Zanjeer appeared as a total surprise for almost anything: Origin – Bremen, of all places. Members coming all the way from Colombia, Pakistan, England and Germany. And vocals delivered in Urdu, Farsi & Punjabi. Something strange to read & listen? Here you go:
Bhaago bhaago bhaago
Bhaago bhenchod
Bhaago bhaago bhaago
Watan se bhaago
Des ghaleez jese public ghusalkhanay
Zehni mareez, sab watan pagalkhanay
Kidhar mein jau?
Kahan mein rahu?
Mere paas kya hai?
Mere paas kuch nahin
Hamdullah!
Run run run,
Run motherfucker
Run run run
Run from your country
My country is filthy like public toilets
All nations are mental asylums
Where do I go?
Where will I live?
What do I have?
I have nothing
Thank God!
On top they also created a very different visual on stage, sure largely to the singer looking different than usually expected in a H/C band. Adjust your assumptions!
They surprised the hell out of the lot and despite some of their songs sounding the same (at least to my innocent ears) they got everyone dancing and sweaty.
Lovely people going crazy (K-Town Warm-up at Hafenklang (c) gehkacken.de 2023)
That was indeed different and for me exactly in the sweet spot of getting out to experience something new, something uncommon and – if lucky – something nonconforming. I guess i will need to quiz some folks who went to K-Town how they were received there, it is a special band for sure.
With Code 13 from Minneapolis, Minnesota, the proceedings got back into more common territory – plain good fast USHC. They have been around ever since the 90s and played Germany on DIY tours a couple of times i believe. I always missed them, so was happy to see this incarnation.
Their blasts where short and fast, their Complete Discography clocks in at 50 songs in 50 minutes – no chord wasted. Out of the rooster that night they may not have been the one with the most cheers but they definitely where the ones most versed and most tight. A solid fast slab of HC!
By now it was late and almost midnight, with still a band to come. Rigorous Instituation had to reach the Hafenklang first, got stuck on the way through Germany and making it literally only by a narrow margin. As such it took them a wee bit longer to setup, get eg. the synthies hooked up & working and do a little sound checking (with the drummer up’ing and down’ing the Bass in his monitor somewhat erratic).
Finally they kicked off, all the way from Portland, Oregon. And being very non-Portland to me when it came to sound. And presentation.
From the start i had the feeling i am seeing a play (as on a Theater Stage), delivered by a doomsday troupe. Delivered against a backdrop of scorched earth. Used as a soundtrack for a movie that is very very dark, very very creepy.
Given they played last the had the fitting tasks, at least to a certain element, to empty the Hafenklang. And indeed not everybody was up to their assault. In good moments they created a near perfect wall of sound, in bad moments they sound like an erratic presenter with a band grabbed from the streets, thrown together at random.
I bet you they are not out to be loved and they do not seek love. But as a doomsday troupe they do work – check them out yerself.
It was a somewhat non-Hamburg night at the Hafenklang, i only had two lovely companions around me and saw only a few custom faces.
Was the rooster too tough or unknown? Was the urge to experience something new, something different, something uncommon not there? No clue, i left the Hafenklang energized to sustain work on Friday and with the outlook to be seaside with me love on the weekend.
The shortest praise for the evening though came from Fab, who books this and other shit at the Hafenklang:
Great night!
150 lovely people and 6 bands from around the globe in an sweaty humid packed room going crazy.
This kind of shows are the reason i‘m still doing this, cauz one night like this, still gives me more positive energy than anything else and still helps me to stand all this sick shit on this fucked up world.
❤️🖤
stay punk!
support the international DIY punk scene!
It is that simple, it is that plain. Thanks Fab for making this (and much more) possible every week, it is worth it if i have to do the accounting! Already looking forward to the next surprise.
