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  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.589

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.589

    David Heska Wanbli Weiden – Winter Counts (Polar Verlag, 2022)

    Gelesen: 26. – 28.05. (netto 431 plus 18 Seiten Anhang & Essay)

    Virgil Wounded Horse hat einen komischen Job: Zu ihm gehen die Lakota im Rosebud Reservat in South Dakota wenn die Stammespolizei oder die staatlichen Behörden (Polizei, Staatsanwälte, Bundespolizei) einen Fall nicht verfolgen. Er ist dann Richter und Strafvollstrecker in Personalunion, bricht Knochen und haut Zähne raus.

    Hard-boiled Krimi? Weit gefehlt. Im Grunde ist das ganze Buch eine einzige Anklage Wogegen? Gegen das System der Reservate. Gegen den Raubbau der Amerikaner an der Natur (und dem Boden der Natives).

    Im Anhang gibt es eine interessante Statistik:

    Über 80 Prozent der Bewohner der Rosebud Reservation sind arbeitslos, über siebzig Prozent von Alkohol und Drogen abhängig, die Selbstmordrate liegt 400 Prozent über dem Landesdurchschnitt, zwei von drei Bewohnern leiden unter Diabetis.

    (Nachwort von Thomas Jeier (c) Polar Verlag 2022)

    Vernichtung durch Selbstverwaltung? Ja, und auch dieses Thema greift David Heska Wanbli Weiden schonungslos auf – wer staatliche Gelder verteilt hat die Hand auf das Geld. Und natürlich landet es in der eigenen Tasche.

    Virgil versucht seinen Neffen auf einem guten Weg zu halten, doch als dieser Drogen probiert und beinahe drauf geht, entscheidet er sich für eine “Ein Mann sieht Rot” Mission. Und muss erkennen das er alleine gegen die mexikanischen Kartelle so gar nichts ausrichten kann.

    Die Bundesbehörden, die diese Kartelle auch verfolgen, wollen seinen Neffen nur als Köder nutzen und verkacken die Nummer natürlich, da ihnen die Natives im Grunde egal sind. Am Ende realisiert Virgil das die “Ein Mann sieht Rot” Nummer nicht außerhalb des Reservates durchgezogen werden muss sondern innerhalb.

    Hohes Tempo, detaillierte Einblicke in das Leben im Reservat, viel über die Gebräuche der Lakota und bis zum Ende ziemliche Spannung, obwohl der Flow ein wenig darunter leidet das zwischen “hard-boiled” und “native culture” hin- und her gesprungen wird. Aber da beides spannend ist, ist das nicht wirklich hinderlich beim verschlingen.

    Und ein paar gute Referenzen…

    ( (c) Polar Verlag 2022)

    Das ganze geht in Serie und da freue ich mich schon auf weitere Folgen.

    Soundtrack dazu: Moss Icon – Sorrow, was sonst?

    PS: Und David Heska Wanbli Weiden so?

  • RIP Helge – so sad!

    RIP Helge (09.12.1964 – 25.05.2022)
  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.588

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.588

    Michael Connelly – Der Poet (Kampa Verlag, 2022)

    Gelesen: 24. – 26.05. (netto 674 Seiten)

    Das Buch ist ziemlich alt, von 1996 (und das erste Buch ohne Bosch das Connelly geschrieben hat). Es ist ein ziemlicher Brocken und trotzdem ein flottes Lesevergnügen.

    Was zuerst auffällt ist die Detailtreue mit der Connelly die Arbeit eines Journalisten und die Arbeit des FBI beschreibt. Und was heute völlig aus der Zeit ist (aber damals verdammt Real) ist die technische Arbeitsweise: Damals gab es noch den Job des Rechercheurs, der in Datenbanken nach Sachen suchte. Kein Google.

    Und im FBI gab es die ersten, die Computer und ein Modem hatten. Fast zu spät, den die Story hier zeigt das Täter, die ein BBS nutzen, einen großen Vorsprung vor den Cops haben.

    Die Story wird aus der Sicht von Jack McEvoy (Journalist und zukünftiger Serienheld) und von William Gladden (Pädophiler Mörder) beschrieben und bietet genug Blickwechsel um die Spannung hochzuhalten. Dazu ein paar extrem geschickt gelegte falsche Spuren (und am Ende sogar ein Triple-Whammy) und eine ziemliche Latte von entweder coolen oder brutalen Morden.

    Dank der hohen Spannung, dem hohen inhaltlichen Tempo und einer Hetzjagd quer durch Amerika ist das Buch ein echter Magnet. Cool.

    Ich bin mal gespannt ob die folgenden Bände dieses Niveau halten, ich bin mir aber ziemlich sicher das das klappt. Guter Stoff handwerklich gut verarbeitet, wenn auch nichts herausragend abseitiges.

    Soundtrack dazu: Decry – The Raven, was sonst?